Der Brownsittich

Der Brownsittich (Platycercus venustus), der zu den aggressivsten Vertretern seiner Gattung zählt, erreicht eine Gesamtlänge von etwa 28 cm.

Die Männchen der Nominatform sind mit 85 is 100 g deutlich schwerer als die Weibchen, die 78 bis 92 g wiegen. Das Kopfgefieder der Brownsittiche ist überwiegend schwarz, der Wangenfleck weiß, zum Hals hin blauviolett eingefasst. Vorderrücken und Schirmfedern sind schwarz mit breiter gelber Säumung. Brust, Bauch, Hinterrücken, Bürzel und Oberschwanzdecken sind hellgelb mit feiner schwarzer Schuppenzeichnung. Afterregion und Unterschwanzdecken sind scharlachrot. Die kleinen und die inneren mittleren Flügeldecken sind schwarz, die äußeren mittleren Flügeldecken sowie die Außenfahnen der Schwungfedern blauviolett. Die inneren Steuerfedern sind blau mit einem grünen Anflug, die äußeren hellblau mit einem weißlichen Anflug. Der Schnabel ist gräulich hornfarben.

Die Weibchen weisen dieselbe Farbenpracht auf wie die Männchen, lassen sich jedoch  anhand des kleineren rundlichen Kopfes und des schmaleren Schnabels von diesen unterscheiden.

Die Jungvögel sehen aus wie die Adulten, sind jedoch etwas blasser gefärbt. Sie besitzen in der Regel einen hellen Unterflügelstreifen, der später verschwindet.

Als weitere Unterart ist P. venustus hilli beschrieben worden. Sie zeichnet sich durch eine feinere grauschwarze Säumung der Federn der Körperunterseite aus, die blaue Begrenzung der weißen Wangen ist ausgedehnter, und die Vögel sind etwas größer als venustus. Darüber hinaus sollen einige Exemplare einen Anflug von Blau auf der Brust aufweisen. Die Subspezies hilli ist taxonomisch umstritten, wird aber zum Beispiel von Forshaw (2003) anerkannt.

Der Brownsittich kommt in Nord- und Nordwestaustralien vor. Seine bevorzugten Lebensräume sind Eukalyptus-Savannen, Galeriewälder entlang den Wasserläufen und der Küste sowie Mangroven.

Im Freiland sieht man die Brownsittiche meist paarweise oder in kleinen Trupps. Sie ernähren sich von Grassamen, Früchten, Beeren, Blattknospen, Blüten und Insekten. Ihr Ruf ist ein hochtoniger metallisch klingender Laut, der drei- bis viermal wiederholt wird. Die Brutsaison erstreckt sich von Dezember bis Februar, liegt also im australischen Sommer.

Brownsittiche erweisen sich in Menschenobhut als noch aggressiver als Blasskopfrosellas (Platycercus adscitus). Für die Haltung in einer Gemeinschaftsvoliere oder das Brüten in einer Kolonie sind sie daher völlig ungeeignet. Das kann bei der Zusammenstellung von Paaren zu ernsten Schwierigkeiten führen, etliche Weibchen sind schon den Angriffen von Männchen zum Opfer gefallen. Am besten lässt man Brownsittiche bereits als Jungvögel ihre Partner selbst aussuchen, indem man eine größere Gruppe eine Zeitlang gemeinsam in einer Voliere unterbringt. Aggressive Männchen setzt man in die unmittelbare Nachbarschaft einer Voliere mit mehreren Weibchen, um herauszufinden, welches von ihnen sich am Trenngitter in der Nähe des Männchens aufhält und von diesem als Partnerin akzeptiert wird. Eine weitere Methode ist das Zurückschneiden einiger Schwungfedern des Männchens, um sein Flugvermögen etwas einzuschränken und dem Weibchen bei Verfolgungsjagden einen Vorteil zu verschaffen. Oder man bringt das Männchen in einem Käfig in der Voliere des Weibchens unter und beobachtet, ob dieses überhaupt die Nähe des Männchens sucht.

Bei derart aggressiven Plattschweifsittichen sollte die Voliere für ein Paar 2 m breit sein. Dies erlaubt dem Weibchen eher, Angriffen des Partners auszuweichen, was in einer der üblicherweise 1 m breiten Volieren schlechter möglich ist. Für die flugfreudigen Vögel sollte die Länge des Geheges 6 m nicht unterschreiten. Ein anschließendes beheizbares Schutzhaus ist Voraussetzung für eine optimale Haltung. Bewährt hat sich eine zusätzliche Wärmequelle für die Bruthöhle, um die Weibchen in kühlen Nächten in ihrem Nest zu unterstützen. Da die meisten Brownsittiche im europäischen Winter brüten, stellen sie etwas andere Ansprüche als die übrigen Platycercus-Arten.

Ich biete meinen Tieren Nistkästen von 20 x 20 cm Grundfläche und 40 cm Höhe an, die aus dicken, gut isolierenden Holzbrettern gebaut sind. Auch ein dickwandiger Naturstamm eignet sich als Bruthöhle. Das Weibchen legt vier bis sieben Eier, die es allein bebrütet. Die Brutdauer beträgt ungefähr 19 Tage, die Nestlingszeit 35 Tage. Vier Wochen nach dem Ausfliegen sind die Jungen selbständig. Nach zwölf Monaten haben sie in ihr Adultgefieder gemausert.

Brownsittiche baden gerne in der Freivoliere im Regen oder unter einer Beregnungsanlage. Meine Vögel baden jeden Tag. Zur Futtersuche halten sie sich häufig auf dem Boden auf und sind dadurch anfällig für Infektionen mit Würmern. Eine regelmäßige Wurmkur ist daher anzuraten.

Als Grundfutter reiche ich eine selbst zusammengestellte Samenmischung aus Kanariensamen, verschiedenen Hirsearten, Hanf, Negersaat, geschältem Hafer, Reis, Buchweizen, Kardi und einer Handvoll Sonnenblumenkernen. Mit meiner eigenen Mischung habe ich bisher die besten Brutresultate verzeichnen können. Während der Fortpflanzungssaison in den kälteren Monaten erhöhe ich den Anteil an Sonnenblumenkernen, um den Tieren eine Extraportion Fett zu geben. Vor dem Beginn der Paarungszeit gebe ich besonders viel Hanfsamen, um die Vögel in Brutstimmung zu bringen. Außerdem reichere ich das Futter mit Weizenkeimöl an. Dreimal wöchentlich gibt es Keimfutter. Es ist selbstverständlich, dass das Trinkwasser täglich gewechselt wird. In der Aufzuchtperiode bekommen meine Brownsittiche jeden Tag ein kommerzielles Eifutter, ergänzt mit Brot, Couscous, Bierhefe, Vitaminen und Mineralstoffen und mit geraspeltem Apfel angefeuchtet. Außerhalb der Brutsaison erhalten sie dieses Gemisch dreimal pro Woche. Das tägliche Früchteund Gemüseangebot variiert je nach Saison und umfasst Äpfel, Apfelsinen, Gurken, Möhren, Paprika, Bananen, Kiwis, Nüsse, Rote Bete, Hagebutten, Weintrauben, Löwenzahn … . All dies wird gerne gefressen.

Sepiaschale, ein Jodstein und ein Gemisch aus Austernschalen, groben Magenkieseln und klassischem Grit stehen den Vögeln ständig zur Verfügung. Einmal pro Woche verfüttere ich verschiedene Sorten Kolbenhirse, einmal pro Monat reiche ich frische Obstbaumzweige oder Weidenzweige, im Winter auch Kiefernzapfen.

Mutationsformen vom Brownsittich sind bisher nicht bekannt. Es gibt aber Exemplare mit blauer Brust und blauem Bauch sowie Tiere mit roter Brust und rotem Bauch. Darüber hinaus liegen Berichte von Vögeln vor, bei denen das Kopfgefieder nicht schwarz, sondern dunkelrot ist.

Viele Züchter verzichten auf die Haltung von Brownsittichen, weil die Männchen sehr aggressiv sein können und die Tiere dazu neigen, im Winter zu brüten, was einen etwas größeren Aufwand erfordert. Auf jeden Fall zählt der Brownsittich für mich zu den Arten, die ich nur Vogelliebhabern empfehlen kann, die bereits über einige Jahre Erfahrung mit der Zucht von Plattschweifsittichen verfügen.

Literatur: Forshaw, J. (2003): Australische Papageien, Band 2. Bretten.